Carl Gottlieb Reissiger: Missa Nr. 9 As-Dur

Im Rahmen meiner Diplomarbeit im Jahr 2018 digitalisierte ich die ab 1945 durch den zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geratene Missa Nr. 9 in As-Dur für vierstimmigen Chor, 2 Flöten, 2 Klarinetten, 2 Oboen, 2 Trompeten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Streicher und Pauken. Dazu nutzte ich die Abschrift, die im Diözesanarchiv in Brixen, Italien liegt.

Idee und Motivation für die Messe Nr. 9 As-Dur

Bei der Einordnung der Messe in Begriffe wie „Romantisch“ oder „Klassisch“ kommt man nicht weit. Sie teilt sich die Leichtigkeit der Klassik, aber auch die Innigkeit der Romantik. Romantische Melodieführung, aber auch mit klassischer Begleitung in den Violinen. Gerade die jeweiligen Abschlüsse der einzelnen Sätze geraten hin und wieder etwas einfach gestrickt. Kurt Kreiser bezeichnet Reissigers Musik als einen „Mischstil“; einerseits bekam er durch seinen Vater und seines Freundes Schicht eine klassische Ausbildung, aus Italien melodische Einflüsse durch Salieri und Winter, aus Frankreich Rhythmen und auch Mozartsche Kantabilität. Die Messe As-Dur ist also ein gutes Beispiel Reissigers Kirchenmusik, die Carl Gottlieb Reissiger in klassischer Tradition schrieb, ohne dabei die Einflüsse seiner Studienreisen zu ignorieren.

Carl Gottlieb Reissiger war ein Dresdner Komponist des 19. Jahrhunderts, dessen Werke bis 1945 im festen Repertoire der Dresdner Hofkirche waren und danach in Vergessenheit gerieten. Dass sich die Musik Reissigers so lange im festen Repertoire gehalten hat, spricht dafür, dass die Werke die Menschen überzeugt und begeistert haben müssen. Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Forschung zur Person und zum Werk Reissigers wieder aufgenommen, einige wenige Werke wurden neu herausgegeben.

Das Leben Reissigers

Zur Biographie Reissigers sei hier die Seite http://reissiger-carl-gottlieb.de/ sehr empfohlen, dort wird auf das Leben Reissigers detailliert eingegangen.

Carl Gottlieb Reissiger wurde am 31. Januar 1798 in der Kleinstadt Belzig als Sohn des Kantors Christian Gottlieb Reissiger geboren. Am 3. Mai 1828 wurde Carl Gottlieb Reissiger als Nachfolger Carl Maria von Webers zum Königlichen Hofkapellmeister in Dresden. Dieses Amt behielt er bis zu seinem Tod am 07. November des Jahres 1859. Carl Gottlieb Reissiger war Zeit seines Lebens in 25 Musikvereinen Mitglied. Ein umfangreiches Werkverzeichnis ist in der Dissertation Kurt Krauses „Reissiger, Sein Leben“ von 1918 zu finden, in W. Neumanns kurzer Biographie (Komponisten der neueren Zeit, 12. Heft; Cassel, Ernst Balde 1854) findet sich ein unvollständiges und teilweise fehlerhaftes. Hier sei aber gesagt, dass sein Werk acht Opern, mindestens zwölf Messen, dazu viele Psalmen, Hymnen und Motetten (alleine für den Gebrauch an der Hofkirche) umfasste, dazu eine Sammlung von 300 Chorälen, acht Bände mit Chorliedern (bevorzugt Männerchor), 68 Liederhefte für eine Stimme und Klavier, 23 Klaviertrios, 19 Klavier- und Streichquartette, viele Sonaten, mindestens eine Sinfonie und mehrere Tänze für Klavier.